Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


 

Schloss Tirol: eine Zeitreise durch das 20. Jahrhundert

Der Südtiroler Weg durch

Leiden und Freude

Schloss Tirol nahe bei Meran ist eines der acht Südtiroler Landesmuseen, zuständig für Landes- und Kulturgeschichte. Entlang eines Parcours wird der Besucher durch die Vergangenheit des Landes an Etsch und Eisack geführt, so im sogenannten Tempel durch die Baugeschichte des Schlosses. In der Krypta wird er mit der Frage konfrontiert, was von der Geschichte bleibt, und es wird ihm nach Rittersaal und Kapelle im Kaisersaal die mittelalterliche Gesellschaft vorgestellt.


Das thematische Hauptgeschehen spielt sich aber im Bergfried ab. Von 1902 bis 1905 wurde der erhaltene Stumpf wieder zum mächtigen Turm aufgebaut und beherbergt nun auf 22 Ebenen „Erinnerungen an das 20. Jahrhundert“.

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g.o.: Schloss Tirol, Landesmuseum für Landes- und Kulturgeschichte

r.: Der 1902-1905 wieder erbaute Bergfried

o.: Der Künstler Walter Pichler in den „Erinnerungen an das 20. Jahrhundert“ © Schloss Tirol

u.: Eine ergreifende Grafik aus dem Werk „An meine Mutter“ von W. Pichler © Schloss Tirol

g.u.: Dorf Tirol

Mit dem Ende der Naziherrschaft war Südtirol neuerlich Bauernopfer in der nationalen Neuaufteilung Europas. Es begann ein zähes Ringen um Eigenständigkeit, um Freiheit, um Los von Italien, das mehr und mehr eskalierte und schließlich in Terrorakten mündete.

 

Erst nach und nach, nicht zuletzt durch die sportlichen Erfolge eines Gustav Thöni, keimte das zarte Pflänzchen Gemeinsamkeit. Wie gut es mittlerweile gediehen ist, beweist allein schon die Tatsache, dass „Erinnerungen an das 20. Jahrhundert“ an einem Ort wie Schloss Tirol, immerhin der Stammburg der Grafen von Tirol, ohne Protestgebrülle verschiedendster Seiten möglich sind.

 

Dieser Zeitraum ist in Südtirol geprägt durch einen für uns Außenstehende beinahe unbegreiflichen Leidensweg. Er konnte letztlich aber doch verlassen werden. Man wagt sich heute bereits von einem Freudensweg zu sprechen, den man in den jüngsten Jahrzehnten eingeschlagen hat.

Begonnen hat die schmerzliche Zeit mit der Migration.

Begonnen hat die schmerzliche Zeit mit der Migration. Die Menschen in Südtirol waren Ende des 19. Jh. großteils bitter arm, sie suchten besseres Aus- und Einkommen in Österreich, der Schweiz und Deutschland. Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgte die Abtrennung von Österreich – ein nahezu unheilbarer Schnitt, der zu all den weiteren Spannungen führte.


Die deutschen Südtiroler wollten und konnten sich nicht mit Italien als neuen Heimatstaat abfinden. Das unmoralische Angebot folgte 1939 bis 1941 mit der Optionszeit. Mussolini wollte das Land, Hitler überließ er die Menschen. Die Optanten waren diejenigen, die Südtirol Richtung Österreich und Deutschland in der trügerischen Hoffung auf ein besseres Dasein verließen.


Wirtschaftlich erlebte Südtirol einen grandiosen Aufstieg und zählt heute zu den wohlhabenden Regionen des Kontinents. Die Leute sprechen geradeso Deutsch wie Italienisch. Man merkt keine Grenze mehr, weder am Brenner noch an der Salurner Klause, was in einem inzwischen grenzenlosen Europa eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.

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