Kultur und Wein

das beschauliche Magazin


 

Geistliches Zentrum Stift Neustift – Stiftskellerei Abbazia Di Novacella

Das achte Weltwunder

Bescheidenheit war im Barock klein geschrieben. So darf es einen auch nicht wundern, dass man auf dem Wunderbrunnen im ersten Innenhof in der Reihe der antiken Weltwunder auch das eigene Kloster verewigt hat. Äußerlich hat das Stift seine barocke Pracht erhalten, auch in der Kirche, an deren Säulen sich rosa Putti tummeln. Im Inneren ist es ein modern geführtes Haus mit vielfältigen Aufgaben im Bereich Bildung, Seelsorge und nicht zuletzt der Landwirtschaft.


Kloster Neustift wurde 1142 von Bischof Hartmann von Brixen gegründet. Er war Chorherr des Stiftes Klosterneuburg gewesen und wünschte sich in seiner Nähe eine solche Priestergemeinschaft und damit verbunden erfahrene und bestens gebildete Seelsorger für seine Diözese.

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Stiftsbibliothek und Weinflaschen © Stift Neustift

 

Stiftsverwalter Dr. Urban von Klebelsberg sieht noch einen weiteren Vorteil in der Lage des Klosters: „Das Klima. Hier in der Umgebung von Brixen, im nördlichsten Weinbaugebiet südlich der Alpen, gedeihen noch der Wein und die Edelkastanie.“


Diese Gunst der Natur wird in der Stiftskellerei weidlich genützt und in Weinen umgesetzt, die sich „sehr gut mit italienischer Küche vertragen“, sagt Dr. Klebelsberg und spricht damit gleichzeitig ein in Südtirol unvermeidliches Thema an – das Spannungsfeld zwischen Deutsch und Italienisch: „Die Augustiner Chorherren gehören zwar zur österreichischen Kongregation, von der Nationalität her stehen sie aber in Italien. Auch unsere Kellerei wird unter dem Namen Abbazia Di Novacella geführt, da Italien auch der Hauptmarkt für unsere Weine ist.“

Der Platz, den er dafür auswählte, war ideal. Das Stift liegt wie in einem Amphitheater, umgeben von aufsteigenden Weinbergen, nahe dem ungestümen Eisack, der für Mühlräder und Schmiedehämmer genügend Energie lieferte. Hier kreuzen sich zudem mit der Brennerstraße und der Route durch das Pustertal die wichtigsten alpinen Verkehrs- und Pilgerwege.

Für die Reisenden, vor allem die Scharen von Pilgern, wurde noch von Hartmann ein Hospital gegründet, aus dem unter Propst Konrad II. (1178-1200) die dem heiligen Michael geweihte Engelsburg entstanden ist, wohl so benannt wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Engelsburg in Rom.


Ihre mächtigen Mauern stimmen den Ankommenden auf den Besuch des Stiftes ein. Vorbei am Stiftskeller gelangt man zum eigentlichen Kloster, das innen freilich nur mit Führung zu besichtigen ist, einem Service, das jährlich von 50 bis 60.000 Menschen in Anspruch genommen wird. Die Augustiner Chorherren legen Wert darauf, ein offenes Haus zu führen und gestatten den Besuchern (an die 100.000 pro Jahr) freien Zugang bis zu Kirche, Friedhof und der am anderen Ende des Gebäude gelegenen Pfarrkirche St. Margareth.

Auf den Hängen um das Kloster herum wachsen Weiße wie Sylvaner, Kerner und Sauvignon. Edelvernatsch, Kalterer See und Blauburgunder reifen an der Südtiroler Weinstraße und der Lagrein in Bozen. Verarbeitet werden die Trauben entweder in Neustift selbst oder auf dem Marklhof am Schreckbichl bei Girlan, einem weiteren Weingut des Stiftes.


Praepositus ist der Name für die großen Stiftsweine aus Stift Neustift/Abazia Di Novacella und bedeutet „der Vorgesetzte“, quasi das Wort, aus dem sich „Propst“ entwickelt hat, als Bezeichnung jenes geistlichen Herrn, dem die Führung eines Chorherrenstiftes anvertraut ist.

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